Meßopfer

Meßopfer
   als Begriff von lat. ”missa“ = Entlassung, d.h. vom Schlußsegen aus seit dem 5. Jh. auf die ganze Feier der Eucharistie übertragen.
   1. Zur Geschichte. Die Gedächtnisfeier des Abendmahls wurde schon früh als ”Opfer“ bezeichnet (Didache 14, 1 f., wohl um 100 n.Chr.; Justin † um165; Irenäus von Lyon † um 202 ), u. zwar als Dankopfer. Der Gedanke, daß im Erinnerungsgehalt dieser Feier das ”Kreuzesopfer“ Jesu vergegenwärtigt wird (Anamnese), wird von griech. u. lat. Kirchenvätern vom 4. Jh. ab (mit Ansätzen bei Cyprian † 258) eingehend thematisiert, u. wegen dieses kirchlichen Erinnerungshandelns gilt die Feier auch als ein ”Opfer der Kirche“ bzw. Selbstdarbringung der Glaubenden (Augustinus †430 u. a.). Die mittelalterliche Theologie verschob den gedanklichen Schwerpunkt von der Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers auf das Opfer der Kirche, freilich mit Jesus Christus als dem Opferpriester, der die Identität beider Opfer garantiert. Bei Albertus Magnus († 1280) u. Thomas von Aquin († 1274) wird, wiederum mit Jesus Christus als hauptsächlich Handelndem, der Opferakt in der ”Doppelkonsekration“ von Brot u. Wein gesehen. Infolge der Aufmerksamkeit für Sühneformulierungen in den Abendmahlsberichten galt das M. in M.-Erklärungen auch als Sühneopfer (Opfer). M. Luther († 1546) u. die Reformatoren erhoben keinen Einspruch gegen das Verständnis der Eucharistie als Lob- u. Dankopfer, widersetzten sich aber der Deutung als Sühneopfer, weil die kirchliche Feier das ein für allemal gültige Sühneopfer Jesu Christi u. die Rechtfertigung aus dem Glauben allein entwerte. Als Zuwendung der Heilswirkungen dieses einmaligen Sühneopfers u. als Gedächtnisfeier ließ die reformatorische Tradition die Eucharistie gelten. Das Konzil von Trient verteidigte verbindlich die Messe als wahres u. eigentliches Opfer, nicht nur Lob- u. Dankopfer, sondern auch wahrhaftes Sühneopfer für Lebende u. für Tote; sie ist aber kein neues, selbständiges Opfer, sondern Vergegenwärtigung (”repraesentatio“), Gedächtnis (”memoria“) u. Zuwendung (”applicatio“) des Kreuzesopfers, wobei Jesus Christus selber opfert u. zwar durch den Dienst der Priester. Da der Begriff des Opfers vom Trienter Konzil unreflektiert übernommen wurde, entstanden in der Folgezeit auf kath. Seite Meßopfertheorien, die ihrerseits ebenfalls von einem allgemeinen Opferbegriff ausgingen: die Destruktionstheorie als die am weitesten verbreitete, die Oblationstheorie, nach der Jesus Christus in jeder Messe sich neu opfere, u. die Maktationstheorie, nach der die Doppelkonsekration eine ”mystische Schlachtung“ sei. Diese Theorien sind im allgemeinen aufgegeben. Zu den Aussagen des II. Vaticanums über das M.: SC 2 , 7 , 47 ; LG 3 , 10 f ., 28 .
   2. Zur Theologie. Wenn auch die Redeweise vom M. (vor allem auch wegen der Opfertheologie in Hebr 9 f.) beibehalten wird, so konzentriert sich die heutige Theologie doch stark auf das kultische Gedächtnis-Geschehen im ganzen (großer Einfluß der Mysterientheologie u. von J. Betz †1984): Die Eucharistiefeier vergegenwärtigt in der Gestalt des Mahles Tod u. Auferstehung Jesu, der als Erhöhter der Mahlgeber ist (Personalpräsenz); unter den verhüllenden Zeichen von Brot u. Wein schenkt er sich selber als den in den Tod Hingegebenen (somatische Realpräsenz); dadurch macht er die Heilskraft seines Sterbens in den Mahlhaltenden wirksam u. befähigt sie zur Teilhabe an seiner Lebenshingabe (Aktualpräsenz). Person u. Werk, Sakrament u. Opfer sind in dieser Sicht nicht mehr getrennt. Insofern die Hingabe Jesu ”Sühneopfer“ war, ist das M. als die Vergegenwärtigung dieser Hingabe ein ”Sühneopfer“. Da das M. die Selbstübereignung Jesu an Gott in der sichtbar-greifbaren Dimension (”sakramental “) vergegenwärtigt, ist sie, mit Trient gesprochen, ein wahres u. sichtbares Opfer, aber kein neuer Opferakt, auch nicht infolge der Indienstnahme der Priester. Als Opfer der Kirche kann das M. nicht die Darbringung des Kreuzesopfers Jesu sein; ”Opfer der Kirche“ kann nur den glaubenden u. dankenden Mitvollzug der Lebenshingabe Jesu, seines Todesweges als seinem vertrauenden Gehen zu Gott, meinen. In dieser Sicht zeichnen sich Möglichkeiten ökumenischer Verständigung ab.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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